Pflanzenporträt: Holunder (Sambucus nigra)
In unserer Serie Pflanzenporträt stellen wir Ihnen verschiedene Heilpflanzen vor. Dieses Mal widmen wir uns dem Schwarzen Holunder (Sambucus nigra). Der Holunderstrauch wird von den Menschen seit alters her hochgeschätzt, denn all seine Pflanzenteile, von den gelblich-weissen Blüten bis zur Wurzel, können verwendet werden.
Als Holunder bezeichnet man eine Gattung in der Familie der Moschuskrautgewächse. Zu ihr zählen weltweit rund zehn Arten. In Mitteleuropa sind drei Holunderarten heimisch, der Schwarze Holunder (Sambucus nigra), der Rote Holunder (Sambucus racemosa) und der Zwerg-Holunder (Sambucus ebulus). Die bekannteste Holunderart ist sicher der Schwarze Holunder, ihn meinen wir denn in der Regel auch, wenn wir umgangssprachlich einfach von Holunder sprechen. Je nach Region wird die Pflanze auch Holler, Holder oder Fliederbeerbusch genannt.
Wo er wächst und wie er aussieht
Der Schwarze Holunder ist häufig in Hecken, Gärten und Wäldern anzutreffen. Je nach Standort wächst der Holunder zu einem grossen buschigen Strauch oder einem kleinen Baum heran und erreicht ohne regelmässigen Rückschnitt eine Höhe von etwa sechs bis maximal zehn Meter und eine Breite von bis zu vier Meter. Holunder ist ein sehr robuster Strauch, er ist nicht frostanfällig und entwickelt sich auch gut im Halbschatten. Die Rinde des jungen Holunderstrauchs ist hellbeige bis gräulich und glatt. Mit zunehmendem Alter bildet sich am Stamm und an dicken Ästen eine deutlich erkennbare Korkschicht. Die grünen Blätter des Schwarzen Holunders setzen sich aus fünf bis sieben gesägten Einzelblättern zusammen und sind unpaarig gefiedert. Sie stehen gegenständig und treiben häufig schon Ende Februar/Anfang März aus. Ab Juni verströmen die gelblich-weissen Blüten des Holunders ihren intensiv betörenden Duft und künden so den Frühsommer an. Die zahlreichen kleinen, fünfblättrigen Einzelblüten stehen dicht an dicht in breiten Schirmrispen. Insekten finden in den Holunderblüten wertvolle Nahrung. Werden die Holunderblüten nicht geerntet z.B. für Holunderblütensirup, dann entwickeln sich aus ihnen im Spätsommer die kugelförmigen, dunkelvioletten Holunderbeeren. Wir bezeichnen sie zwar als Beeren, aber botanisch gesehen handelt sich um Steinfrüchte. Ihr Saft schmeckt herb säuerlich und färbt stark. Ernten sollte man die Holunderbeeren erst, wenn sie wirklich schön ausgereift und dunkelviolett sind, das ist meistens Ende September/Anfang Oktober der Fall. Da die Früchte eine wertvolle Nahrungsquelle für Vögel sind, sollte man immer auch noch einige Früchte für sie am Strauch hängen lassen.
Ist Holunder giftig?
Alle drei hier bei uns heimischen Holunderarten (Schwarzer Holunder, Roter Holunder, Zwerg-Holunder) sind giftig. Ihre Pflanzenteile enthalten giftige Blausäureglykoside wie Sambunigrin. Der Schwarze und der Rote Holunder gelten als schwach giftig, wobei der Rote Holunder einen höheren Gehalt an giftigen Substanzen aufweist. Das Gift ist allerdings nicht in allen Pflanzenteilen enthalten, so können die Holunderblüten ohne spezielle Behandlung zu Holunderblütensirup oder Tee verarbeitet und anschliessend verzehrt werden. Anders sieht es bei der Verwendung von Blättern, Rinde und den rohen Beeren aus, sie enthalten den Giftstoff. Sie müssen immer auf eine Temperatur von mindestens 76,3 Grad erhitzt werden, denn ab dieser Temperatur zersetzt sich das Gift. Diese Pflanzenteile sollten somit nie roh, sondern immer nur abgekocht verzehrt werden, ansonsten kann es zu Übelkeit und Erbrechen kommen. Beim Roten Holunder ist zudem zu beachten, dass die Kerne der Früchte auch nach dem Abkochen noch giftig sind und deshalb unbedingt entfernt werden müssen, bevor die Früchte konsumiert werden.
Ganz die Finger lassen, sollte man von allen Pflanzenteilen des Zwerg-Holunders. Er ist der giftigste unter den drei Arten. Bevor man also Pflanzenteile eines Holunders erntet, sollte man immer zuerst sicherstellen, dass es sich nicht um einen Zwerg-Holunder handelt.
Inhaltsstoffe und Wirkung
Die Inhaltsstoffe des Schwarzen Holunders sind Rutin, ätherisches Öl, Gerbstoff, Schleim, Cholin, Saponin, Säuren, Harz, Zucker, Glykoside, Flavonoide, Vitamine und Mineralien.
Schwarzer Holunder ist harn- und schweisstreibend, er vermehrt die Bronchialsekretion und wirkt immunstimulierend.
Die Verwendung in der Volksmedizin
Der Schwarze Holunder diente den Menschen wohl schon seit Jahrtausenden als Medizin. So fand man seine Samen auch in prähistorischen Siedlungen, was darauf hindeutet, dass ihn die Menschen schon damals verwendeten. Weil sämtliche Pflanzenteile des Holunders verwendet werden können, also von der Wurzel, der Rinde, den Blättern über die Blüten bis zu den Beeren bezeichnete man den Holunder in ländlichen Gegenden auch als «Apothekerkästchen der Bauern».
Der Holunder kann bei allen fiebrigen Erkältungskrankheiten eingesetzt werden. Wie die Blüten, wirken auch die Beeren schweisstreibend und somit fiebersenkend. Der harntreibende Effekt unterstützt die Ausscheidung über die Nieren und die sekretionsfördernde Eigenschaft wirkt wohltuend auf die Atemwege.
Auch auf seelischer Ebene entfaltet der Holunder seine Wirkung. Vom Wesen der Pflanze her steht der Holunder für Reifung, Vollendung von Wärmeprozessen, Erwachsenwerden, Verantwortung und Schutz. Die Kraft des Holunders drängt den Menschen zu dem, was er werden soll, zur Vervollkommnung, zur seelischen und geistigen Höherentwicklung. Der Holunder lässt die Dinge ausreifen und erlaubt, sie zum richtigen Zeitpunkt zu ernten. Er gestattet somit die nächste Stufe zu besteigen, ohne dass eine Stufe übersprungen wird.
Holunder in der Ernährung – ein einheimischer Superfood
Schwarzer Holunder lässt sich in der Küche sehr vielseitig einsetzen. Sowohl die fein duftenden, essbaren Blüten, wie auch die Vitamin-C-reichen Beeren lassen sich für die Zubereitung von Köstlichkeiten aller Art verwenden, sei es Holunderblütensirup, Holunderblütengelée, gebackene Holunderblüten, Holunderblüteneis, Holunderblütenmuffins, Holunderbeerensaft, Holunderbeerenmus, Holunderbeerenwein, Holunderbeerenlikör und noch vielem mehr.
Der Holunder in der Mythologie
Der Holunder hat nicht nur einen festen Platz in der Naturheilkunde, sondern ist auch in der Mythologie von grosser Bedeutung. Über kaum eine Pflanze gibt es so viele Sagen und Mythen wie über den Holunder. Seit alters her ist der Holunder der Erdgöttin geweiht, die wir auch unter den Namen Hulda, Holda oder Frau Holle kennen. Der Holunder stellt somit ein Tor zur Unterwelt dar. Nach altem Volksglauben konnte Holunder negative Einflüsse abwehren, man glaubte er schütze gegen schwarze Magie, Hexen, Feuer und Blitzeinschlag. Wollte man dem Holunder die Äste stutzen, so musste man ihn vorher um Erlaubnis bitten, sonst brachte das Unheil über einen, weil in ihm, so glaubten die Menschen von damals, die guten Hausgeister wohnten. Aus dem Grunde zog man auch seinen Hut, wenn man an einem Holunderbusch vorbeikam.
Weiter waren die Menschen überzeugt, der Holunder könne Krankheiten von ihnen fernhalten. Deshalb war es üblich Opfergaben und Geschenke unter den Strauch zu stellen. So trugen zum Beispiel Frauen ihre neugeborenen Kinder zum Holunderbusch, erwiesen ihm die Ehre und machten ihm Geschenke, damit er ihre Kinder gut aufnahm. Der Holunder galt auch als Schutzstrauch gegen böse Geister und Dämonen. Im alten England trugen Bestatter zum Schutze stets etwas Holunderholz bei sich und in Amerika findet man noch heute viele Friedhöfe mit Holundersträuchern, welche dort zur Abwehr böser Geister gepflanzt wurden.
Literatur:
- «Die Kräuter in meinem Garten», Siegrid Hirsch & Felix Grünberger, ISBN 3-8289-2128-0
- «Pflanzliche Urtinkturen – Wesen und Anwendung», Roger und Hildegard Kalbermatten, ISBN 978-3-03800-601-5
Nützliche Links:
Home - Pfalnzliche Urtinkturen Home - Die gleichnamige App und Onlinversion zum Buch
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- Autor/in:
- Simone Walther Büel
- Tags zum Bericht:
-
Unternehmenskommunikation
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