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Wenn die Nase tropft und die Augen jucken

Rund ein Viertel der Schweizer Bevölkerung leidet unter einer Allergie, Tendenz steigend. Die Gründe dafür sind bis heute nicht definitiv geklärt. Die häufigste Allergieform in unseren Breitengraden ist die Pollenallergie, also der Heuschnupfen. Um sich gegen das Niesen, die tropfende Nase und die juckenden Augen zu wappnen, haben Betroffene verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl wie z.B. Nasenspray, Augentropfen, etc. Welche Therapie gewählt wird, hängt meist vom Schweregrad der Symptome ab. 


Was ist eine Allergie?

Unter einer Allergie versteht man eine Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers gegen harmlose, fremde Stoffe. Meistens sind das Eiweisse, wie z.B. von Pollen, Hausstaubmilben, Tieren, Nahrungsmitteln oder Medikamenten. Diese Stoffe bezeichnet man als Allergene. Wenn ein betroffener Mensch mit diesen Allergenen in Berührung kommt, z.B. über die Nahrung oder durch das Einatmen, dann reagiert sein Körper mit einer unpassenden Abwehrreaktion. Diese führt zu den verschiedenen allergischen Symptomen wie Fliessschnupfen, Niesen, Ekzem, Entzündungen und so weiter.

Mehr Dreck

In den letzten Jahrzehnten haben Allergien stark zugenommen. Die Gründe dafür sind noch nicht definitiv geklärt. Offensichtlich ist jedoch, dass in Ländern mit einem höheren Lebensstandard und verbesserter Hygiene – also in so genannten Industrieländern – die Allergien zunehmen. Man geht deshalb heute davon aus, dass der hohe hygienische Standard mit eine Rolle spielt. Das Immunsystem wird nämlich dadurch viel seltener durch natürliche Feinde oder auch harmlose Bakterien und Viren beansprucht. Damit verlernt es zwischen gefährlichen und harmlosen Substanzen zu unterscheiden, was dazu führt, dass es auf harmlose Eiweiss überreagiert.

Bereits Ende der 1990-er Jahre wiesen z.B. Schweizer Forscher nach, dass Landkinder dreimal weniger häufig an Asthma und Heuschnupfen leiden als Stadtkinder. Ein Ergebnis, das auch durch internationale Studien bestätigt wurde. Die Forscher konnten nachweisen, dass das Allergierisiko sank, weil das Immunsystem von Bauernkindern durch den Kontakt mit Bakteriengiften laufend stimuliert und gestärkt worden war. Je häufiger die Kinder mit diesen in Kontakt kamen, z.B. via Tierkot oder Hausstaub, umso seltener litten sie an Heuschnupfen und Asthma.

Kinder, deren Eltern oder Geschwister bereits an einer Allergie leiden, haben zudem ein höheres Risiko, ebenfalls allergische Reaktionen zu entwickeln.

Heuschnupfen, die häufigste Allergieform in der Schweiz

In der Schweiz ist die Pollenallergie (Heuschnupfen) die häufigste Allergieform. Rund 20 Prozent der Bevölkerung haben eine Pollenallergie, oft wird diese vererbt. Bei der Pollenallergie reagiert das Immunsystem der betroffenen Person auf die an sich harmlosen Eiweisse von einer oder von mehreren Pollenarten. Durch das Einatmen oder den direkten Kontakt mit den Pollen werden Histamin und weitere Substanzen ausgeschüttet, was zu einer Entzündung der Bindehaut der Augen und der Nasenschleimhaut führt. Das löst Symptome aus wie Niesattacken, Fliessschnupfen, erschwerte Nasenatmung, juckende und tränende Augen, Juckreiz in Gaumen, Nase und Ohren, Heiserkeit und Hustenreiz. Eine über längere Zeit unbehandelte Pollenallergie kann sich zu einem allergischen Asthma entwickeln. Wenn das passiert, spricht man vom sogenannten Etagenwechsel.

Die drei Hauptgruppen von Auslösern einer Pollenallergie sind:

  • Bäume: Hasel, Erle, Esche, Birke, Hagebuche, Eiche
  • Gräser: z.B. Wiesenlieschgras, Knäuelgras, Englisches Raygras
  • Kräuter: Beifuss, Traubenkraut (Ambrosia)

Die meisten der Heuschnupfenbetroffenen – nämlich 70 Prozent – reagieren jedoch auf Gräser. Die Blüte eines einzigen Grashalms enthält rund 4 Millionen Blütenpollen.

Was hilft bei Heuschnupfen

Eine Pollenallergie kann den Alltag beeinträchtigen, doch schon mit einigen einfachen Massnahmen lassen sich die Beschwerden reduzieren:

  • Auf den Pollenflug achten und starke Belastungen, wenn möglich, vermeiden. Auf der Website des Allergiezentrums Schweiz aha! findet man eine gute Übersicht mit der aktuellen Belastung: Pollen und Allergie
  • Während der Pollensaison nur kurz stosslüften. Wenn es länger regnet oder Pollengitter an den Fenstern angebracht sind, kann man natürlich auch ausgiebiger lüften.
  • Täglich staubsaugen. Dabei einen Staubsauger mit einem HEPA-Filter oder ein zertifiziertes, filterloses Modell verwenden.
  • Teppiche und Möbel regelmässig reinigen.
  • Im Auto einen Pollenfilter montieren und diesen gut warten.
  • Im Freien eine Sonnenbrille tragen.
  • Abends die Haare waschen, damit möglichst wenige Pollen ins Bett gelangen.
  • Getragene Kleider ausserhalb des Schlafzimmers ausziehen.
  • Wäsche nicht im Freien trocknen lassen.

Zur Behandlung der Symptome einer Pollenallergie stehen zudem verschiedene Medikamente zur Verfügung, sowohl schulmedizinische wie auch komplementärmedizinische. Am besten lässt man sich hier von einer Fachperson beraten, denn die Behandlung hängt auch sehr stark von der Intensität der Symptome ab.

Die Desensibilisierung ist bis heute die einzige Möglichkeit, die Beschwerden einer Pollenallergie ursächlich zu behandeln. Dafür benötigt es jedoch eine allergologische Abklärung durch einen Facharzt/eine Fachärztin.

Eine Pflanze, die viele Pollen abgibt.

Noch mehr Informationen zu Heuschnupfen gewünscht?

Möchten Sie noch mehr zum Thema Allergie und Heuschnupfen erfahren? Dann hören Sie unseren Podcast «Wenn die Nase tropft und die Augen jucken». Simone Walther Büel unterhält sich hier mit Experte Dr. med. Simon Feldhaus über das Thema.


Link zum Allergiezentrum Schweiz

aha! Allergiezentrum Schweiz


Unsere Podcast-Kanäle


Autor/in:
Simone Walther Büel
Tags zum Bericht:
Allergien Blog Komplementärmedizin Podcast

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