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Wissen ebi-aktuell Essbare Wildpflanzen

Essbare Wildpflanzen – gesundes und schmackhaftes von Mutter Natur

Um sich nährstoffreich und vielfältig zu ernähren, benötigt es keine teuren und exotischen Superfoods, sondern man kann ganz einfach einmal seinen Blick vor der Haustüre schweifen lassen. Wildpflanzen – häufig zu Unrecht als Unkräuter verschrien – wachsen nämlich meist ganz in unserer Nähe. Man findet sie im Stadtpark, auf der ländlichen Wiese oder im Wald. Frühling ist zudem der ideale Zeitpunkt, um seinen Speiseplan mit gesundem Grün aus der Natur zu bereichern, man denke da nur an den jetzt wieder überall spriessenden Bärlauch.

auf blauem Tisch steht eine Schale mit essbaren Pflanzen

Wildpflanzen schmecken intensiver und enthalten meist mehr Mineralstoffe und Vitamine

In der Geschichte der Menschheit waren essbare Wildpflanzen schon immer ein Teil der Nahrung. Ganze Generationen lebten in früheren Zeiten von den «Unkräutern». Sie waren Nahrung und Heilmittel zugleich. Jede Kulturpflanze, die wir heute anbauen, war ursprünglich einmal eine Wildpflanze. Die wilde Form ist oft etwas kleiner als die Kulturpflanze, dafür meistens intensiver und reicher im Geschmack. Zudem enthalten Wildpflanzen häufig einen viel höheren Gehalt an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen als ihre hochgezüchteten Verwandten. Es ist z.B. spannend einmal den Vitamin C-Gehalt in mg pro 100 g von Spinat und Brennnessel zu vergleichen. Während der Spinat hier gerade einmal mit 52 mg aufwarten kann, trumpft die Brennnessel mit 333 mg auf. Also wie wäre es einmal mit einem Brennnesselspinat, statt gewöhnlichem Spinat zum Mittagessen? Kommt hinzu, dass die Brennnessel auch noch viele weitere gesunde Inhaltsstoffe in nicht unwesentlichen Mengen enthält, wie z.B. Phosphor, Magnesium, Calcium, Eisen und Provitamin A.

Auch wer kein Wildpflanzenexperte ist, muss nicht auf das gesunde Grün aus der Natur verzichten

Vielen Menschen fehlt heute das Wissen in Bezug auf die schmackhaften Blätter, Blüten, Stängel und Früchte, die kostenlos vor unserer Haustüre wachsen. Sie fürchten sich, aus Versehen etwas Giftiges zu pflücken oder dass die Wildpflanzen mit Schadstoffen oder Krankheitserregern belastet sein könnten. So weicht man denn lieber auf exotische Dinge, wie Gojibeeren, Chiasamen oder Acerolakirschen aus, die uns als Superfoods angepriesen werden, statt auf die einheimischen «Wilden» zu setzen. Dabei eignet sich das Sammeln und Zubereiten von Wildpflanzen durchaus auch für Einsteiger. Am einfachsten geht das, wenn man mit den zwei Wildpflanzen beginnt, die jedes Kind kennt und die auch als Unkräuter verschrien sind – die Brennnessel und der Löwenzahn. Diese beiden Pflanzen sind einfach zu erkennen und können nahezu überall geerntet werden. Die Ernte der Löwenzahnblätter empfiehlt sich besonders im Frühling, denn da sind die Blätter noch klein und zart. Einfach einige Löwenzahnblätter als Ergänzung zum Salat geben. Die Blätter schmecken leicht bitter, erfreuen damit gleich auch noch unsere Leber und unterstützen somit den Körper beim Entgiften. Vom Löwenzahn lassen sich aber auch alle anderen Pflanzenteile verwenden, so kann man die Pflanzenknospen, wie Kapern in Essig einlegen, aus den Blüten kann man Löwenzahnhonig herstellen und aus den gerösteten und getrockneten Wurzeln lässt sich ein Kaffeeersatz herstellen.

Mit der Brennnessel hat bestimmt auch schon jeder von uns einmal seine unangenehme Erfahrungen gemacht, wenn er mit ihren nesselnden Blättern in Berührung kam. Für das Ernten der Brennnessel empfiehlt es sich deshalb Handschuhe dabei zu haben. Auch die Brennnesselblätter kann man roh als Zugabe zum Salat essen, allerdings muss man vorab unbedingt die Brennhaare abbrechen. Das geht ganz einfach, indem man mit einer Flasche oder einem Teigroller über die Brennnesselblätter rollt oder die Pflanzenteile mit einem Kochlöffel abklopft. Man kann die Brennnesselblätter aber auch kochen und wie Spinat zubereiten oder sie trocknen und dann als Tee verwenden. Auch die Brennnesselsamen sind eine schmackhafte Zutat als Beigabe zum Salat, man kann sie einfach darüber streuen, z.B. anstelle von Sonnenblumenkernen.

Wildpflanzenwissen nach und nach erweitern

Wer dann mit diesen beiden allseits bekannten «Unkräutern» schon einmal experimentiert hat, kann anschliessend sein Repertoire als Sammler von Wildpflanzen nach und nach erweitern. Es gibt viele nützliche Pflanzenratgeber und Apps, die einen dabei unterstützen. Wie wäre es z.B. mit Bärlauch, um eine schmackhafte Pestosauce herzustellen oder mit den Knospen von Spitzwegerich, die fast ein wenig, wie Champignons schmecken? Wenn man bei der einen oder anderen Pflanze unsicher ist, ob man sie wirklich richtig erkennt, sollte man sich diese Pflanze von einem erfahrenen Sammler oder einer erfahrenen Sammlerin in verschiedenen Wachstumsphasen zeigen lassen. Vielerorts werden Wildkräuterkurse und Wildkräuterwanderungen angeboten, wo man sein Wissen über Wildpflanzen entsprechend erweitern kann. Der wichtigste Grundsatz beim Pflücken von Wildpflanzen muss auf alle Fälle immer lauten: «Nur die Pflanzen ernten und essen, die man zweifelsfrei erkennt!»

Auf den richtigen Sammelstandort kommt es an

Die besten Orte, um Wildpflanzen zu sammeln liegen draussen in der freien Natur. Also auf Magerwiesen, an Weg- und Waldrändern und bei Hecken. Und solange man nur geringe Mengen für den Eigenbedarf sammelt, ist das Pflücken wildlebender Pflanzen an öffentlichen Orten erlaubt. Verboten ist dies hingegen in Naturschutzgebieten und bei besonders geschützten Arten.

Nicht ernten sollte man Wildpflanzen in unmittelbarer Nähe von viel befahrenen Strassen, denn was dort wächst, ist oft mit Feinstaub und Reifenabrieb belastet. In der Nachbarschaft von konventionell bewirtschafteten Feldern können Pflanzen zudem mit Spritz- und Düngemitteln verunreinigt sein. Manche Menschen haben vor dem Wildsammeln auch Respekt wegen dem kleinen Fuchsbandwurm, ein wenige Millimeter langer Parasit, der im fortpflanzungsfähigen Alter zwar meist in Füchsen lebt, aber über das versehentliche Schlucken oder Einatmen infektiöser Eier auch auf den Menschen übertragen werden kann und dann oft schwere Organschäden verursacht. Wer bodennah wachsende Pflanzen und Beeren sammelt, könnte demnach theoretisch Wurmeier aufnehmen, die an ihnen haften. Diese Gefahr gilt aber nicht nur bei Wildpflanzen, sondern genauso bei Kulturpflanzen im Garten, da sich Füchse vermehrt auch in Siedlungen und Städten ausbreiten. Studien haben ergeben, dass Pilz- und Beerensammler kein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben. Gefährdet scheinen vor allem Menschen zu sein, die beruflich mit der Jagd- oder Forstwirtschaft zu tun haben. Aber auch Halterinnen und Halter von Hunden oder Katzen, die mit Fuchsbandwurmeiern infizierte Tiere (z.B. Mäuse, Ratten) jagen und fressen, laufen eher Gefahr sich anzustecken. Ein Rundumschutz vor dem Fuchsbandwurm gibt es nicht, man kann aber gut vorbeugen und zwar folgendermassen:

  • Bodennah wachsende Wildpflanzen, Beeren und grundsätzlich Obst und Gemüse stets gut waschen.
  • Haustiere regelmässig entwurmen und nach dem Streicheln von Tieren oder nach der Garten oder Waldarbeit die Hände waschen.
  • Beeren, Wildpflanzen und Pilze möglichst nicht direkt am Wegesrand sammeln, wo vermehrt Hunde oder andere Tiere urinieren.
  • Durch Erhitzen wird der Parasit ebenfalls unschädlich gemacht.

Wer diese Vorsichtsmassnahmen beim Sammeln von Wildpflanzen beachtet, muss sich um seine Gesundheit daher grundsätzlich keine Sorgen machen.

Reich gedeckter Tisch aus der Natur

Wer also den kleinen Aufwand nicht scheut einen Ausflug in die Natur zu machen und die Augen nach essbaren Wildpflanzen offen zu halten, der wird seinen Tisch schon bald reich decken können von der Wasserlinsensuppe, über die Brennnesselchips bis hin zur Waldhimbeerkonfitüre. Und das Schöne ist, das Ganze schmeckt nicht nur gut und ist gesund, sondern entlastet auch noch das Portemonnaie.


Literatur:

Steffen Guido Fleischhauer: Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen, AT Verlag, ISBN 3-85502-889-3

Passende Links zum Thema:

Tabelle mit Vergleich von Mineralstoffen und Vitaminen zwischen Kultur- und Wildpflanzen:

Essbare Wildpflanzen – Sammelkalender für das ganze Jahr:
Essbare Wildkräuter und Wildobst - kompletter Sammelkalender (kostbarenatur.net)

Rezept Bärlauch-Pesto:
Veganes Bärlauch-Pesto Rezept | Wildkräuter in der Küche (unkraut-liebe.de)


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Autor/in:
Simone Walther Büel
Tags zum Bericht:
Unternehmenskommunikation

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