Therapieformen kurz erklärt: Kryotherapie (Kältetherapie)
In der Komplementärmedizin gibt es eine grosse Vielfalt an Therapieformen. In unserer Serie stellen wir Ihnen einige dieser Therapieformen etwas näher vor. In diesem Blog erfahren Sie, was man unter Kryotherapie versteht und wo die zum Einsatz kommt.
Was versteht man unter Kryotherapie?
Der Begriff Kryo kommt vom altgriechischen Wort kryos, was auf Deutsch «Eis, Frost» bedeutet. Die Kryotherapie (Kältetherapie) umfasst eine Vielzahl von Behandlungen, bei denen Kälte therapeutisch zum Einsatz kommt und dabei auf den ganzen Körper oder bestimmte Körperregionen angewendet wird.
Ihren Anfang nahm die Kryotherapie bereits im Altertum. So ist zum Beispiel die schmerzlindernde Wirkung des Kühlens einzelner Körperpartien bereits im Corpus Hippocraticum (6 Jhr. v. Chr. bis 2 Jhr. n. Chr.) dokumentiert worden. Es dauerte jedoch bis ins 20. Jahrhundert, bis die Kältetherapie auch ganzheitlich eingesetzt wurde. Als erster Vorläufer gilt das Kneippen, bzw. die so genannten Kneipp-Bäder. In den späten 1970er Jahren wurde dann vom japanischen Rheumatologen Toshima Yamauchi die mit Stickstoff gekühlte Kältesauna entwickelt. Heute werden moderne Kältekammern elektrisch betrieben.
Wie wirkt die Kälte auf den Körper?
Kältetherapie ist ein Teilgebiet der Thermotherapie, bei der man sich die Reaktionen des Organismus auf grosse Unterschiede zwischen der eignen Körper- und der Umgebungstemperatur zu Nutze macht. Beim schnellen Absenken der Oberflächentemperatur der Haut werden die so genannten Entzündungsmediatoren inaktiv und somit Entzündungsprozesse stark verlangsamt. Der Kältereiz löst aber auch noch weitere Effekte aus wie:
- Anregung der Durchblutung
- Verminderung der Einlagerung von Flüssigkeiten (wirksam bei Ödemen)
- Linderung des Schmerzempfindens
- Verringerung der Muskelspannung
Wo kommt Kryotherapie zum Einsatz?
Die Kältetherapie wird bei einem breiten Spektrum von Beschwerden angewendet, das geht von der Bekämpfung chronischer Krankheiten wie Rheuma, Arthritis, Neurodermitis oder neuronalen Störungen bis zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen, die durch Verletzungen und/oder Verspannungen auftreten können.
Schmerzlinderung
Kälte betäubt die Nervenenden und kann akute Schmerzen, z.B. nach einer Verletzung, mildern.
Entzündungshemmung
Bei Erkrankungen wie Arthritis (Entzündung von einem oder mehreren Gelenken) wird Kälte eingesetzt, um die Entzündung zu reduzieren.
Förderung des Heilungsprozesses
Bei Sportverletzungen, wie Prellungen oder Zerrungen unterstützt und beschleunigt die Kälte den Heilungsprozess.
Behandlung von Hautveränderungen
In der Dermatologie kommt Kälte ebenfalls zum Einsatz. Hier werden oberflächliche Hautveränderungen wie Warzen, Akneknoten, Pigmentstörungen und Blutschwämmchen durch gezielte Vereisung behandelt.
Inzwischen reichen die Anwendungsmöglichkeiten der Kryotherapie aber weit über den medizinischen Bereich heraus. So schwören auch viele Leistungssportler auf die Kältetherapie. Athletinnen und Athleten nutzen den Kälteschock in der Kältekammer gerne zur Regeneration nach harten Trainingseinheiten oder kurz vor dem Training zur Leistungssteigerung. Kältekammern halten zudem auch immer mehr Einzug in den Wellness- und Fitnessbereich. Auch zur mentalen Stärkung wird die Kältetherapie eingesetzt. Die eisigen Temperaturen setzen nämlich Adrenalin und Endorphine frei, das führt bei vielen Menschen zu einer merklichen Stimmungsaufhellung.
Lokale oder Ganzkörper-Kältetherapie
Es gibt unterschiedliche Methoden, um die Kälte therapeutisch zu nutzen. Je nach Erkrankung und Körperregion kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz.
Lokale Kältetherapie
Bei der lokalen Kältetherapie wird die Kälte gezielt auf einem bestimmten Bereich des Körpers angewendet. Typische Anwendungen sind:
- Eispackungen oder Kühlpacks: Diese werden auf den schmerzenden oder geschwollenen Körperteil aufgelegt.
- Kryotherapie: Hier wird flüssiger Stickstoff eingesetzt, um Gewebe gezielt zu vereisen und abzutöten, z.B. bei der Behandlung von Warzen.
Ganzkörper Kältetherapie (Kältekammer)
Bei der Ganzkörper-Kältetherapie wird die zu behandelnde Person in einer Kältekammer für 2 bis 4 Minuten Temperaturen von bis zu minus 110 Grad ausgesetzt. Um eine grösstmögliche Körperfläche der Kälte auszusetzen, sollte der Anwender/die Anwenderin die Kältekammer in leichter Badebekleidung betreten. Damit es nicht zu Erfrierungen kommt, werden die Extremitäten durch dicke Handschuhe und Socken geschützt. Für das Gesicht empfiehlt sich ein Mundschutz sowie ein Stirnband. Metallische Gegenstände wie Piercings, Schmuck oder Brillen müssen vor der Behandlung unbedingt entfernt werden.
Schon eine einmalige Behandlung in der Kältekammer kann dafür sorgen, dass Schmerzpatienten über Stunden oder sogar mehrere Tage schmerzfrei sind. Damit sich die Wirkung der Kältetherapie festigt, benötigt es jedoch regelmässige Sitzungen. Sportlerinnen und Sportler passen die Sitzungshäufigkeit meist ihren Trainingszyklen an und begeben sich in der Regel zwei bis dreimal pro Woche in die Kältekammer. Hochleistungssportler setzen sich teilweise sogar täglich der Kälte aus.
Gibt es Dinge, die gegen die Kälte sprechen?
Die Kältetherapie gilt im Allgemeinen als sichere Therapiemethode, dennoch können in seltenen Fällen Komplikationen auftreten. Zu den häufigsten Risiken gehören:
- Erfrierungen: Bei unsachgemässer Anwendung kann die Haut durch die extreme Kälte geschädigt werden.
- Überempfindlichkeit: Einige Menschen reagieren sehr empfindlich auf Kälte, was zu Hautreizungen oder allergischen Reaktionen führen kann.
- Blutdruckprobleme: Besonders bei der Ganzkörper-Kältetherapie können die extremen Temperaturen den Blutdruck beeinflussen. Daher sollten Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Behandlung nur nach Rücksprache mit einem Arzt durchführen.
Grundsätzlich empfiehlt sich vor einer Kältetherapie Rücksprache mit dem Arzt zu nehmen, um die jeweils passende Methode für die eigenen Beschwerden zu finden.
Weiterführende Links zum Thema Kältetherapie
Die Kältetherapie bei Rheuma - Rheumaliga Schweiz
Puls - Kältetherapie – Was bringt das Frieren für die Gesundheit? - Play SRF
Weitere Blogs rund um Therapieformen und alternativmedizinische Behandlungsmethoden
Physiotherapie einfach erklärt - ebi-pharm.ch
Isopathie kurz erklärt - ebi-pharm.ch
Die Phytotherapie - ebi-pharm.ch
Alternativmedizinische Behandlungsmethoden: Homöopathie - ebi-pharm.ch
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- Autor/in:
- Simone Walther Büel
- Tags zum Bericht:
-
Blog Immunsystem Komplementärmedizin
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