«Waldbaden – Shinrin Yoku»
Ein Spaziergang im Wald und schon fühlt man sich ausgeglichener und lebendiger. Das haben bestimmt die meisten von uns schon erlebt. In Japan hat man bereits in den 80-er Jahren erkannt, dass im Wald der gestresste Mensch zu sich selbst findet und der Begriff Shinrin-Yoku – japanisch für «Baden im Wald» – wurde geprägt. Shinrin-Yoku bedeutet mit allen Sinnen in die Stille und Unberührtheit des Waldes einzutauchen.
Waldmedizin – anerkannter Forschungszweig in Japan
An japanischen Universitäten ist Waldmedizin längst ein anerkanntes Forschungsgebiet. Forscherinnen und Forscher untersuchen dort seit etlichen Jahrzehnten die Auswirkungen, die ein Aufenthalt im Wald auf den menschlichen Körper und die menschliche Psyche hat. Demnach verbessert bereits ein kurzes Waldbad Atmung, Puls und Blutdruck. In Japan ist es denn auch nichts Aussergewöhnliches, dass Ärztinnen und Ärzte gegen Burnout oder Herzkreislauf-Erkrankungen eine Waldtherapie verordnen.
Die Grundlagen für die Waldmedizin haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Nippon Medical School in Tokio gelegt. In einer Studie schickte der Wissenschaftler Qing Li hunderte Probanden auf einen Spaziergang, die eine Hälfte in die Stadt, die andere in den Wald. Bei der anschliessenden Blutentnahme stellte er fest, dass bei der Stadtgruppe die Konzentration an DHEA-Hormonen unverändert war, bei der Waldgruppe jedoch deutlich erhöht. DHEA ist ein Hormon, das die Herz-Kreislauf-Funktionen aufrechterhält und Herzerkrankungen vorbeugt. Bei einer anderen Studie schickte er zwölf Probanden einen ganzen Tag lang in den Wald. Die Blutanalyse danach zeigte, dass der Gehalt an natürlichen Killerzellen um fast 40 Prozent gestiegen war. Killerzellen töten Viren ab und zerstören Krebszellen. Zur dauerhaften Stärkung des Immunsystems empfiehlt Qing Li deshalb zwei Waldtage pro Monat.
Waldbaden ist mehr als ein Spaziergang
Waldbaden kann man als eine Achtsamkeitsübung in der Natur anschauen. Es gibt keine festgelegten Regeln oder starren Gebote, in erster Linie geht es um das bewusste Erleben der Natur. Dennoch müssen wir darauf achtgeben, dass wir hier nicht wieder in Aktivität verfallen, also plaudernd, Musik hörend, telefonierend oder leistungsorientiert joggend, velofahrend oder sonst eine Sportart ausübend durch den Wald hetzen. Das wäre nicht im Sinne, wie Shinrin-Yoku (Waldbaden) zu verstehen ist. Waldbaden kann man mit einer Meditationsübung vergleichen, man gibt sich dem Moment und dem Wald voll und ganz hin. Das schult unsere Konzentration und Achtsamkeit und durch diese Art den Wald zu erleben, profitieren wir auch physisch und psychisch noch viel stärker von seiner Heilkraft.
Warum tut Waldbaden so gut?
Man vermutet, dass die therapeutische Wirkung des Waldes auf Körper und Seele auf Terpenen beruht. Terpene sind die wichtigsten Bestandteile ätherischer Öle, welche Rinde und Blätter von Bäumen, Sträuchern und anderen Pflanzen ausdünsten. Nimmt der Mensch sie über Haut und Lunge auf, beruhigt sich der Sympathikus, ein Teil des vegetativen Nervensystems, der in Stresssituationen Flucht- und Kampfreaktionen steuert. Zugleich erhöht der Ruhe-Nerv Parasympathikus, der als Gegenspieler des Sympathikus der körperlichen Regeneration dient, seine Aktivität. Aber da sind natürlich auch noch weitere wohltuende Aspekte. So entlastet die feuchte und wohlduftende Waldluft Bronchien und Atemwege und steht damit im Kontrast zur feinstaubbelasteten Stadtluft. Die sanften Waldgeräusche sind eine Wohltat für unsere durch Strassen- und Baustellenlärm geplagten Ohren. Und auch das gedämpfte Lichtspiel des Waldes wirkt sich positiv aus. Das Wechselspiel aus Licht und Schatten ist nachweislich beruhigend für die Psyche, wie japanische Forscher herausfanden. Zudem filtern die Blätter der Bäume etwa fünfzig Prozent der UV-Strahlung. Dadurch lässt sich unter dem Blätterdach des Waldes auf schonende Weise wohltuendes Sonnenlicht und Vitamin D tanken.
Der Mensch ist ein Waldwesen
Zusammenfassend kann man festhalten, der Wald tut uns Menschen einfach gut. Das ist sicher kein Zufall, denn evolutionsbiologisch gesehen ist es noch nicht lange her, dass der Mensch den Wald als zuhause und sicheren Ort hinter sich gelassen hat. Einige Forscher vermuten auch eine Art genetische Veranlagung, die dafür verantwortlich ist, dass sich Menschen im Wald besonders wohlfühlen.
Weitere Informationen rund ums Thema Waldbaden
Der ebi-Podcast
Waldbaden * SLOW DOWN - FEEL GOOD - YouTube
Links zu Studien zum Thema Waldbaden (hindawi.com)
Effect of forest bathing (shinrin-yoku) on human health: A review of the literature | Cairn International Edition (cairn-int.info)
Effects of Shinrin-Yoku (Forest Bathing) and Nature Therapy on Mental Health: a Systematic Review and Meta-analysis | SpringerLink
Effect of forest bathing trips on human immune function | SpringerLink
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- Autor/in:
- Simone Walther Büel
- Tags zum Bericht:
-
Unternehmenskommunikation Waldbaden
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