Warzen bei Kindern: unschön, aber harmlos
Warzen treten bei Kindern relativ oft auf: Ungefähr jedes dritte Kind zwischen dem vierten und zwölften Lebensjahr ist davon betroffen. Das liegt unter anderem daran, dass bei Kindern das Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift ist. Warzen entstehen durch eine Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV), von denen es mehr als 100 verschiedene Typen gibt. Gelangen die Viren durch eine Verletzung oder kleine Risse in die oberen Schichten der Haut, können sie dort zu einer Vermehrung der Hautzellen führen. Dadurch bildet sich nach und nach eine oberflächlich verhornte und zerklüftete Hautveränderung, eben eine Warze.
Von Simone Walther Büel
Diplomierte Journalistin/Mitarbeiterin Marketing Services & Kommunikation bei der ebi-pharm ag

Das Thema Warzen bei Kindern kennt auch Nadja Röthlisberger bestens. Sie ist eidgenössisch diplomierte Naturheilpraktikerin und zertifizierte Homöopathin und hat eine Praxis in Madiswil.
Sie ist Autorin des Buches «Naturheilpraktisch – Kinderheilkunde leicht gemacht!»
Im untenstehenden Interview verrät sie uns, wie sie in ihrem Praxisalltag mit dem Thema Warzen umgeht.
Nadja Röthlisberger, wie oft sind Warzen bei Kindern in deiner Praxis ein Thema?
Im Durchschnitt wohl wöchentlich, wobei es immer wieder «schubweise» zu Anhäufungen der Fragen kommt. Wenn beispielsweise Dellwarzen oder Dornwarzen ihre Hochsaison feiern, oft wenn das Immunsystem im Winter eh schon beansprucht wird und die Kinder dann noch Schwimmkurse haben. Da treffen «geschwächtes Immunsystem» und «grossartige Möglichkeit zur Weiterverbreitung» aufeinander. Grundsätzlich aber kann man sich die Warzen jederzeit und überall holen. Oder anders gedacht – die Warzen holen uns.
Es gibt unterschiedliche Warzentypen: Dornwarzen, gewöhnliche/vulgäre Warzen, Flachwarzen und Mosaikwaren. Wie unterscheiden die sich?
Die Dornwarzen sind meist rund, flach und wachsen gegen innen, sie kommen bei den Fusssohlen und an den Fersen vor. Man sieht oft schwarze Punkte und die Haut ringsherum ist verhornt. Diese Warzenart ist schmerzhaft, da man beim Draufstehen oder beim Rennen einen mechanischen Druck ausübt und dies die Schmerzen verursacht.
Als Mädchen hatte ich selber viele und habe mir jeden Abend ein oder zwei Dornen ausgerissen mit einer Pinzette. Das hilft tatsächlich nachhaltig. Einerseits beschäftigt man sich mit der Warze und andererseits wird der Körper mit kleinen (zwar schmerzhaften) Impulsen dazu animiert, etwas zu unternehmen, also die Wunden zu heilen und die Warze komplett in Angriff zu nehmen.
Die gewöhnlichen (vulgären) Warzen sind grau-braun und oft mit punktförmigen Blutgefässen versehen, sie treten meist in Gruppen auf an den Fingern, Händen, Knien und an den Füssen. Diese sehen unschön aus, sind aber schmerzfrei. Auch die gewöhnlichen Warzen verschwinden wieder, sobald der Körper gelernt hat, diesen Virusinfekt zu bewältigen.
Mosaikwarzen – diese sind klein, weisslich oder gräulich und ordnen sich zu einem pflasterartigen Muster an, eben wie ein Mosaik. Sie sind flach und meistens nicht schmerzhaft. Man findet sie an den Fusssohlen oder auch an den Händen. Sie wachsen in Gruppen aber gehen nicht in die Tiefe, sie sind ziemlich «behandlungsresistent», egal was man macht, sie bleiben hartnäckig bis SIE entscheiden, zu verschwinden.
Die Flachwarzen (oder Plane Warzen) sind sehr klein, flach, glatt und sind von leicht bräunlich bis zu hautfarbig. Sie sehen aus wie leichte Erhebungen oder Flecken, also man merkt oft nicht mal, dass es klassische Warzen sind. Man findet sie bei Kindern und Jugendlichen an den Händen, im Gesicht und an den Armen. Auch diese sind „Rudeltiere“ und treten in Gruppen auf, leider verbreiten sie sich schnell, wenn man sich kratzt.
All die nun genannten Warzen werden durch eine Infektion mit HPV ausgelöst. Bei Kindern findet man häufig auch noch die Dellwarzen, die medizinisch gesehen eigentlich gar keine Warzen sind. Kannst du uns da noch etwas mehr dazu sagen?
Dellwarzen (Molluscum contagiosum), auch Flugwarzen genannt, sind aus homöopathischer Sicht eine Entlastung des Körpers hinsichtlich Neurodermitis. Kinder mit Dellwarzen haben klassischerweise bereits eine trockene Haut und eben häufig eine Veranlagung zu Neurodermitis.
Das Hautbild ist zugegebenermassen unschön, aber die Dellwarzen sind in der Regel nicht störend und erst wenn sie sich entzünden, kann es zu Komplikationen kommen. Meinen Patienten sage ich jeweils, lieber Dellwarzen als Neurodermitis und darum dem Immunsystem ausreichend Zeit lassen, es kann viele Monate dauern, bis der Körper herausgefunden hat, wie er dieses Virus – übrigens eine harmlose Form des Pockenvirus – überwinden kann. Dann kommt es zu den Entzündungen der einzelnen Dellwarzen und zum Abheilen. Dies kann tatsächlich innerhalb weniger Tage passieren.
Manchmal kann es vorkommen, dass sich einzelne Dellwarzen sehr stark entzünden, da muss man achtsam sein und je nach Heftigkeit der Entzündung (knallrot, gross, flächig, heiss oder bereits schon mit Eiter versehen) den Kinderarzt aufsuchen.
Grundsätzlich also schauen, dass die Haut der Kinder genährt wird (Omega 3 Fettsäuren wirken trockener Haut entgegen). Nach dem Duschen oder Baden 1-2x pro Woche natives Olivenöl nach dem sanften Abtrocknen auf die Haut auftragen, dies fettet die Haut zusätzlich von aussen.
Warzen sind in der Regel harmlos und verschwinden meist auch von selbst wieder, allerdings kann das schon Mal länger dauern, von mehreren Monaten bis zu Jahren. Je nach Körperstelle stören die Hautveränderungen, sei es ästhetisch oder weil z.B. eine Dornwarze unten am Fuss beim Auftreten sticht/drückt.
Wie gehst du in deiner Praxis vor, wenn ein Kind von Warzen betroffen ist?
Bei Dornwarzen: wie oben beschrieben für die Unzimperlichen, kann man tatsächlich täglich die Dornwarze reizen in dem man 1-2 Dornen pro Tag mit der Pinzette ausreisst. Dies macht das Kind selbstständig und ja, es ist ein unangenehmer Schmerz ...
In der Praxis biete ich die Moxa-Therapie (Moxibustion) an, das ist eine Wärmetherapie mittels getrocknetem Beifusskraut, welches zu einer Art Zigarre geformt wird, die das Kind dann täglich an seinen Warzen selbst anwendet. Es ist zeitlich aufwändig, ja, aber schlussendlich etwas vom nachhaltigsten.
Ansonsten sind klassische Pflanzen natürlich auch immer wieder gefragt. Es gibt beinahe unzählige in unterschiedlichen Anwendungsformen. Von spagyrischen Essenzen bis zu Globuli, Urtinkturen und Gemmomazeraten sind es grundsätzlich immer wieder die Ansätze von: entgiften. Man will den Körper vom Warzen-Virus entgiften und darum sind einige der eingesetzten Pflanzen selbst auch giftig* und werden daher nicht als Urtinktur verkauft, sondern als spagyrisches Mittel oder in Form von Homöopathika.
*Um ein paar zu nennen: Schöllkraut, Berberitze, Thuja, Wassernabel, Schwalbenwurz, Schierling.
Welche Rolle spielt das Immunsystem im Zusammenhang mit Warzen?
Das Immunsystem möchte vor allem in den ersten vier Lebensjahren lernen. In dieser Zeit ist der Lerneifer so gross wie nie. Gerade Warzen sind hartnäckig, sie kommen oft wieder, auch wenn man sie vom Kinderarzt oder Dermatologen vereisen oder abschaben lässt. Erst wenn das Immunsystem seine Lehre daraus gezogen hat, werden sie verschwinden. Und ja, das kann zuweilen sehr lange dauern.
Erst wenn sie im Alltag stören, z.B. bei alltäglichen Handlungen oder wenn das Kind deswegen ausgelacht und ausgeschlossen wird, interveniere ich in der Praxis. Solange die Warzen keine Schmerzen verursachen, gilt – auch nichts tun, ist ein möglicher Weg der Heilung.
Und welchen Einfluss hat die Psyche?
Ich sehe oft, dass massive Wut und Ohnmacht in den Warzen eingeschlossen sind. Erst wenn diese Themen offen ausgesprochen worden sind, kann ich auch ein entsprechendes Mittel evaluieren.
Ein Praxis-Beispiel: Ein Mädchen hatte grosse vulgäre Warzen an ihren Fingern. Es benötigte eine längere Anamnese, bis die Jugendliche das Unaussprechliche aussprechen konnte. Ihr Vater hatte zu dieser Zeit eine schwere Erkrankung und man wusste noch nicht, ob er es überleben würde. Das Mädchen wurde in der Schule sowieso schon lange gemobbt, aber dann kam der Satz vom Haupttäter hinzu «hoffentlich stirbt dein Vater». Das Mädchen war vor Ohnmacht und Wut so überwältigt, zusätzlich natürlich enorm traurig und verzweifelt, wie der Vater die Krankheit überstehen würde. Keine drei Tage später kamen die Warzen und wurden gross und grösser.
Erst als ich die Mittel auf diesen Moment der emotionalen Belastung gefunden hatte, konnten die Warzen weichen.
Erfahrungsgemäss ist es nicht mit Mitteln allein gemacht, sondern eben mit dem tiefen Verständnis, was will uns die Warze sagen. Nicht immer einfach, das muss ich zugeben, aber wenn man es dann herausgefunden hat und beim Patienten wie auch bei mir ein grosses Aha! entspringt, dann können sich die Warzen auch verabschieden. Aber eben, ich behandle eh nur die Warzen, die wirklich störend sind oder schmerzen.
Haben Immunsystem und Psyche somit auch einen Einfluss darauf, ob sich das Kind den HPVüberhaupt einfängt oder nicht?
Wir gehen immer davon aus, dass virale Erkrankungen in jedem Fall etwas Schlechtes sind. Und ja, es gibt durchaus Erkrankungen die sehr ernsthaft sein können und teilweise auch lebensbedrohlich sind. Jedoch sehe ich (banale) virale Erkrankungen aus einem andern Blickwinkel: Die Viren machen uns ein Angebot in unserem Immunsystem eine Veränderung zu machen. Wir nehmen das Angebot an oder nicht. Bloss weil Viren um mich herum sind, heisst es noch lange nicht, dass ich krank werde oder in diesem Fall auch Warzen entwickle. Darum kann es auch eine Neugier des Immunsystems (und der Psyche?) sein, sich quasi weiterzuentwickeln. Eine Veränderung im Immunsystem in Form von Lernen ist insofern natürlich etwas Positives.
Warzen sind offenbar auch öfters eigenwillig, wie ich aus deinen Antworten schliesse.
Welchen Einfluss hat der so genannte Placeboeffekt? Kann man sich den bei Warzen auch zunutze machen?
Der Placebo Effekt hilft sicher auch. Aber der Nocebo-Effekt ist eben auch schon im Gedankensystem drin. Der Nocebo-Effekt löst eine negative Erwartungshaltung aus. Viele Eltern erwarten geradezu, dass sich ihre Kinder anstecken und reden dies dann auch herbei: «Alle im Schwimmkurs haben Dellwarzen, nun bekommt mein Kind sicher auch welche.» oder «Mein Kind war bei der Cousine, die hat Dornwarzen und sie sind barfuss gelaufen, nun wird mein Kind auch Warzen bekommen.»
Darum ja, sowohl der Placebo als auch der Nocebo-Effekt begleiten uns allgegenwärtig, nicht nur beim Warzenthema. Es ist grundsätzlich spannend herauszufinden, welche Glaubenssätze uns im Leben begleiten und oft dürfen wir diese auch ablegen. Bei Warzen kann es eben sein, dass ich eine eingekapselte Wut oder Verzweiflung transformieren kann oder mich anders in einer Gruppe positionieren kann.
Spannend. Ich nehme an, dass dieser Effekt vermutlich auch bei der alten, volkstümlichen Methode vom so genannten «Warzen besprechen» eine Rolle spielte. Da wurden bestimmte Sätze oder Reime mehrmals ausgesprochen oder gemurmelt, um die Warze zum Verschwinden zu bringen.
Hast du bei Kindern auch schon Reime verwendet, um eine Behandlung zu unterstützen?
Tatsächlich noch nie. Aber das könnte ich ins Therapieprogramm aufnehmen, ein guter Tipp J Insofern ja, ich spreche schon mit dem Patienten über die Warze aber bisher noch nie MIT der Warze.
Herzlichen Dank Nadja Röthlisberger für diesen spannenden Einblick zum Thema Warzen bei Kindern. Vielen Dank für das Interview. Beim Gespräch habe ich einmal mehr selbst bemerkt, Warzen behandeln, bedeutet immer den Menschen zu verstehen und zu behandeln.
Auch wenn es in dem Sinne keinen vollen Schutz gegen Warzen gibt, so gibt es doch ein paar einfache Massnahmen, um einer Infektion vorzubeugen:
- Im Hallenbad oder Freibad nicht barfuss gehen, sondern immer Badeschuhe anziehen.
- In Sporthallen und Umkleidekabinen möglichst immer Schuhe und Socken tragen.
- Füsse immer gut abtrocknen.
- Handtücher nicht mit anderen teilen und regelmässig heiss waschen.
- Trockene Haut gut eincremen.
- Falls schon irgendwo eine Warze vorhanden ist: Auf keinen Fall kratzen!
Sprüchlein, Reime, die früher gegen Warzen verwendet wurden:
«Zick, Zack, Zeck – die Warz ist weg.»
«Was ich sehe, das vergehe, was ich streiche, das erweiche, Warze, fall ab!»
«Es war einmal ein Warzenschwein, das wollte ohne Warzen sein, drum nahm es einen Höllenstein und rieb damit die Warzen ein.
Die Warzen wurden hierdurch klein und gingen schliesslich völlig ein.»
Links zum Thema
Nadja Röthlisberger | fundiertes, breites und kreatives Wissen in Bezug auf Heilkunde
Naturheilpraktisch – das Buch | Nadja Röthlisberger
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