Zu Besuch bei der Stiftung TRANSfair in Thun
Seit über 20 Jahren besteht eine Zusammenarbeit zwischen der Firma Aromalife und der Stiftung TRANSfair in Thun. Ein guter Grund, ihnen unseren Partner aus Thun einmal etwas näher vorzustellen. Wir nehmen Sie gerne mit auf einen Besuch.
Die Stiftung TRANSfair in Thun bietet seit über 25 Jahren angepasste Arbeitsplätze für Menschen, die aus psychischen Gründen besonders herausgefordert sind. Sie sorgt für eine geordnete Tagesstruktur sowie gesellschaftliche Anteilnahme. TRANSfair unterstützt und ermöglicht damit den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt.
Erster Eindruck und gegenseitiges Kennenlernen
Bei unserem Besuch an einem Montag im Februar strahlt die Sonne vom Himmel, vor dem Gebäude auf dem Kiesplatz werden gerade die Tische und Stühle sauber gemacht, die zum Restaurant «fairpflegig» gehören, welches in das Gebäude von TRANSfair integriert ist. Wir treten ins Gebäude ein und befinden uns in einem freundlichen, hellen Empfangsraum. Auf der linken Seite hat es eine schwarze Empfangstheke und rechts ein Gestell, auf dem sich Produkte befinden, die bei TRANSfair hergestellt wurden. Vor uns führt ein Lift und ein Durchgang zum Treppenhaus in die oberen Stockwerke. Gleich neben dem Lift fällt ein Wegweiser auf, der angibt, wie viele Sekunden oder Minuten man benötigt, um in die oberen Stockwerke zu gelangen und auch den Weg zum Restaurant weist. Die beiden Mitarbeitenden hinter der schwarzen Theke begrüssen uns und gucken nach, ob wir angemeldet sind. Danach erhalten wir für die Dauer unseres Besuches einen Badge. Stephanie Albert, die Leiterin Marketing und Kommunikation holt uns am Empfang ab und bevor wir unseren Rundgang starten, trinken wir zusammen mit ihr, Markus Badertscher (Ressortleiter Logistik, Produktion und Dienstleistungen), Daniel Karges (Abteilungsleiter Konfektion), Karin Wenger (Leiterin Administration) und Daniel Fuchs (Gruppenleiter und Berufsbildner Administration) einen Kaffee/Tee. Es geht um ein Kennenlernen und einen ersten, kurzen gemeinsamen Austausch.
Was es mit den Wanderwegschildern im TRANSfair-Gebäude auf sich hat
Und schon geht’s los und steigen wir die Treppe hoch in den zweiten Stock, um mehr über die Produktion zu erfahren. Im Treppenhaus sind weitere Wanderwegschilder befestigt und wir erfahren jetzt von Stephanie Albert, was es mit diesen Wanderwegschildern und Wegweisern auf sich hat. Die Originalwegweiser wurden nämlich im Rahmen einer Aktion für die betriebliche Gesundheitsförderung angebracht. Ziel war es, als Team zusammen fiktiv den Niesen zu erklimmen, also mit Treppensteigen exakt 7,7 km zurückzulegen, genau so viel, wie die Niesenbahn von der Talstation bis zum Gipfel zurücklegt. Die Aktion sollte dazu motivieren die Treppe, statt den Lift zu benutzen, da Bewegung Körper und Psyche in Schuss hält. Seit Oktober trugen deshalb alle Treppensteigerinnen und Treppensteiger bei jedem «Aufstieg» ein Steinchen mit nach oben. Die Kieselsteine wurden gesammelt und anschliessend in zurückgelegte Meter umgerechnet. Im Januar 2024 war es dann so weit, der Gipfel war erreicht. Als Belohnung gab es für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Freikarte von der Niesenbahn als Geschenk.
Beim Abfüllen und Etikettieren ist sorgfältiges und exaktes Arbeiten gefragt
Im zweiten Stock angekommen, stellt uns Daniel Karges Gruppenleiter Simon Grmek vor und die beiden zeigen uns die verschiedenen Räume, wo für Aromalife und andere Firmen produziert wird. Insgesamt 70 Mitarbeitende und 4 Gruppenleiter arbeiten auf diesem Stock, wie mir Simon Grmek erklärt. Gerade neu, also seit November 2023, haben sie noch einen Seifenraum. Hier stapeln sich im Moment Seifenosterhasen in den verschiedensten Farben. Unser Interesse gilt jetzt aber dem Abfüllraum, wo die zuvor in der genau vorgegebenen Menge zusammengemischten Aromalife Produkte, jetzt in die braunen Fläschli abgefüllt werden. Simon Grmek stellt uns die vier Mitarbeitenden vor, die hier im Moment am Abfüllen sind. Im Raum liegt ein angenehmer Duft nach ätherischen Ölen. Die Mitarbeitenden sitzen jeweils zu zweit bei einer der halbautomatischen Abfüllmaschinen. Eine Person füllt ab und überprüft, ob die Füllhöhe stimmt, die zweite verschliesst die Flasche mit dem Sprühkopf und stellt sie dann in ein graues Plastikkistli. Es ist somit ein Mix aus Handarbeit und Maschine. Bei der Produktion ist exaktes und sorgfältiges Arbeiten sehr wichtig. Die Füllhöhe in der Flasche muss genau stimmen und je nach Produkt, das abgefüllt wird, muss dafür die Maschine wieder neu eingestellt werden. Eine Referenzflasche mit der richtigen Füllhöhe steht auf der Maschine. Als Grundsatz gilt, es sollte immer die später auf der Etikette angegebene Füllmenge, z.B. 100 ml und noch ein ½ ml mehr sein, damit ist garantiert, dass in einem Fläschchen nie weniger drin ist als angegeben. In den meisten Fällen sind es somit eher immer ein paar Tropfen mehr.
Wir dürfen nun Stephan über die Schulter gucken, er erklärt uns im Video, wie das mit dieser Abfüllmaschine genau funktioniert und was bei seiner Arbeit wichtig ist:
Video mit Interview mit Stephan
Wir verlassen den Abfüllraum und betreten den Raum gleich nebenan. Hier werden die fertig befüllten Fläschli mit Etiketten versehen und der Sprühkopf erhält noch einen passenden Deckel aus Plastik und bei gewissen Fläschli zusätzlich auch noch einen aus Holz aufgesetzt. Im Etikettierraum sind im Moment drei Männer und sechs Frauen am Arbeiten. Alle haben vor sich eine Art Holzböckli, wo die Flasche darauf angeschlagen wird und welches dabei hilft, die Etikette ganz genau in der richtigen Höhe und ohne irgendwelche Falten auf der Flasche anzubringen. Die Etiketten befinden sich auf Rollen. Sie werden von dort abgezogen, dabei ist immer ein Geräusch zu hören, ähnlich, wie wenn man Klebeband von einer Rolle abzieht. Im Moment werden Handsanitizer Kamille, Rose und Fichte mit Etiketten versehen. Auch hier dürfen wir den Mitarbeitenden bei der Arbeit über die Schultern gucken und Sarah erzählt uns, auf was es bei dieser Arbeit ankommt und weshalb sie es schätzt hier zu arbeiten.
Video, wo man die Menschen am Arbeiten sieht und Interview mit Sarah
Wenn die Etiketten auf dem Fläschchen kleben, ist das Ganze aber noch nicht fertig, sondern jetzt folgt noch die letzte Qualitätskontrolle, bevor sie in eine Verkaufseinheit verpackt werden. Simon Grmek, Gruppenleiter in der Produktion, erklärt uns im Video diese letzten Schritte:
Bevor wir im TRANSfair-Gebäude noch zwei Stöcke weiter hochsteigen, erklärt uns Simon Grmek, wo die Unterschiede liegen bei der Arbeit bei TRANSfair im Vergleich zum ersten Arbeitsmarkt. Hier sei Learning bei Doing sehr wichtig und grundsätzlich sei mehr Geduld gefragt, erklärt er. Für die Mitarbeitenden sei es entlastend zu wissen, dass sie die Arbeiten nicht schon nach ein bis zwei Mal zuschauen und ausführen, können müssten. Die Mitarbeitenden werden umfassend geschult, so dass sie ihre Arbeiten selbstständig erledigen und auch die hohen Qualitätsansprüche erfüllen können. Die Gruppenleiter kontrollieren die Arbeit nur stichprobenweise, bei Fragen stehen sie aber natürlich helfend zur Seite. Ganz wichtig ist es, dass die Menschen Freude bei der Arbeit empfinden und am Schluss auch stolz sind, wenn sie an der Entstehung eines hochwertigen Produkts beteiligt waren. Simon Grmek sagt, jeder Mitarbeitende sei anderes, einige wollten mehr Verantwortung übernehmen, andere weniger und das sei auch in Ordnung so. Simon Grmek erzählt uns, dass sie inzwischen pro Jahr über 200'000 Flaschen für Aromalife produzieren, eine riesige Menge im Vergleich zu den Anfängen vor 20 Jahren, wo sie nur drei bis fünf verschiedene Düfte zum Abfüllen hatten und pro Woche jeweils rund 200 Fläschli abfüllten.
Schön, wenn man bei überlasteten Leitungen nicht einen Automaten, sondern einen Menschen am Telefon hat
Inzwischen sind wir in den vierten Stock hochgestiegen und befinden uns jetzt in der Abteilung Administration. Wir betreten ein helles Grossraumbüro mit schönem Ausblick Richtung Bergpanorama. Es ist leichtes Stimmengewirr zu hören, von den verschiedenen Mitarbeitenden, die hier an ihren Arbeitsplätzen sitzen und Telefone abnehmen. Seit Februar 2023 werden auch die Telefone der ebi-pharm hierhin umgeleitet, sobald alle Leitungen unseres Kundendienstes besetzt sind. Die TRANSfair-Mitarbeitenden nehmen dann das Anliegen der Kundinnen und Kunden auf und leiten es, je nach Anfrage, an unseren Kundendienst oder unsere Medizinabteilung weiter. Diese rufen danach schnellstmöglich zurück, sobald sie wieder frei sind. Mit dieser Lösung des so genannten «Telefonüberlaufs» ist garantiert, dass die Kundinnen und Kunden der ebi-pharm immer einen Menschen am Telefon haben und bei Überlastung nicht in einer Warteschlange oder bei einem Automaten landen. Nadine, die seit 5 Jahren bei TRANSfair arbeitet, ist eine der Mitarbeiterinnen, welche den Telefonüberlauf der ebi-pharm betreut. Sie mag ihre Arbeit, die Leute, welche anrufen würden, seien immer sehr nett, erzählt sie. Nadine freut sich, dass sie bei dieser Arbeit ihre Sprachkenntnisse anwenden kann, sie ist nämlich Deutsch/Französisch Bilingue und kann auch sehr gut Italienisch. Also ideal, um den Kundinnen und Kunden der ebi-pharm aus allen Landesteilen weiterhelfen zu können. Nicht jeden Tag kommen gleich viele Telefone via den Telefonüberlauf rein, in der Zeit, wo kein Telefon kommt, erledigen die TRANSfair-Mitarbeitenden diverse administrative Arbeiten, bei Nadine sind das hauptsächlich Arbeiten im Bereich der Digitalisierung sowie Texte redigieren.
Daniel Fuchs, Gruppenleiter und Berufsbildner KV im Bereich Administration erklärt uns im Video noch genauer, was die Arbeiten in der Administration alles umfassen und wir dürfen auch ihm über die Schultern gucken:
Video mit Daniel Fuchs
Feines Mittagessen und letzter Austausch zum Abschluss
Unterdessen ist es Mittag geworden und wir dürfen unseren Besuch bei TRANSfair im Restaurant «fairpflegig» bei einem schmackhaften Mittagessen abschliessen. Auch hier arbeiten Menschen mit einer psychischen Herausforderung. Das Restaurant ist von Montag bis Freitag zwischen 8 und 16 Uhr geöffnet und bietet jeweils zwischen 11.30 und 13.30 Uhr ein reichhaltiges Mittagsbuffet an. Das vielseitige Angebot des Restaurants werde gerne auch von den Mitarbeitenden der umliegenden Betriebe genutzt, erzählt man uns. Während wir das feine Essen geniessen, kommen wir nochmals auf das Thema zu sprechen, wo die grössten Unterschiede zwischen dem ersten Arbeitsmarkt und der Arbeit bei TRANSfair liegen. Daniel Fuchs erklärt, dass im Unterschied zum ersten Arbeitsmarkt bei TRANSfair die Beeinträchtigungen und Herausforderungen der Mitarbeitenden akzeptiert werden, was zum Beispiel auch heisse, mit mehr Fehlzeiten zu rechnen. Grundsätzlich ist TRANSfair aber auch dem wirtschaftlichen Prozess unterstellt, also das Arbeitsresultat muss am Schluss genauso stimmen, wie im ersten Arbeitsmarkt. Die Arbeit wird hier aber, für das gleiche Resultat, auf mehr personelle Ressourcen verteilt. Die Menschen, die aufgrund ihrer psychischen Herausforderungen bei TRANSfair arbeiten, stammen aus allen Branchen vom Kellner bis zum ETH-Absolventen ist alles dabei. Dies verdeutlicht auch, dass niemand davor gefeit ist, durch gewisse Lebensumstände plötzlich aus der Bahn geworfen zu werden. Umso schöner, dass hier die Stiftung TRANSfair diesen Menschen hilft, wieder Fuss zu fassen in der Arbeitswelt und wenn es möglich ist, die Menschen auch dabei unterstützt, wieder in den ersten Arbeitsmarkt zurückzukehren. Dazu erhalten sie die Unterstützung von Jobcoaches. Nach diesem spannenden Austausch verabschieden wir uns und fahren mit einem bunten Strauss von Eindrücken zurück in die ebi-pharm. Ab jetzt werden wir die Aromalife-Produkte, die sich bei uns im Lager stapeln nochmals mit anderen Augen betrachten, nicht nur die Produktequalität ist hochwertig, sondern auch deren Herstellung hat einen ganz besonderen Wert, da er Menschen die Möglichkeit gibt, wieder in der Arbeitswelt Fuss zu fassen. Mit Bewunderung werden wir zudem in Zukunft die exakt aufgebrachten Etiketten auf den braunen Fläschchen betrachten.
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- Autor/in:
- Simone Walther Büel
- Tags zum Bericht:
-
TRANSfair Unternehmenskommunikation
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